Wo bleibt die Zeit?

Ergebnisse zur Zeitverwendung in Deutschland 2022

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Korrekturhinweis:

Die am 28. Februar 2024 veröffentlichten Ergebnisse der Zeitverwendungs­erhebung 2022 mussten am 28. März 2024 aufgrund eines Fehlers in der Datenaufbereitung, der zu veränderten Hochrechnungsfaktoren für die Tagebuchdaten führte, korrigiert werden. Betroffen sind die Ergebnisse zum tagesdurch­schnittlichen Zeitaufwand verschiedener Bevölkerungsgruppen (zum Beispiel Frauen, Männer, Alleinerziehende). Die Ergebnisse zum Zeitempfinden und zur Einsamkeit sind nicht betroffen. Die Korrekturen im Text sind fett und kursiv hervorgehoben, die am 28. Februar 2024 veröffentlichten fehlerhaften Angaben werden in Klammern mit dem Hinweis "alt" angegeben. Es wurden auch Korrekturen in den Überschriften der Absätze vorgenommen. Diese korrigierten Werte wurden aus technischen Gründen mit einem Sternchen versehen. Zudem wurden die Schaubilder 1 bis 7 sowie Schaubild 9 mit den korrigierten Zeitangaben aktualisiert.

Wie verbringen die Menschen in Deutschland ihre Zeit? Wie viel Zeit wenden Frauen und Männer für unbezahlte (Sorge-)Arbeit auf, wie groß ist der Gender Care Gap? Wofür wünschen sich die Menschen mehr Zeit und wer ist von Einsamkeit betroffen? Antworten auf diese und viele weitere Fragen geben die Ergebnisse der Zeitverwendungserhebung (ZVE) 2022. In der alle zehn Jahre durchgeführten ZVE haben rund 10 000 Haushalte mit 20 000 Personen ab 10 Jahren vom 1. Januar bis 31. Dezember 2022 auf freiwilliger Basis detailliert Auskunft darüber gegeben, wie viel Zeit sie für ihre täglichen Aktivitäten aufwenden.

Die Teilnehmenden haben an drei vorgegebenen Tagen ein Zeit-Tagebuch geführt oder ihre verbrachte Zeit in einer App protokolliert. Jede Angabe wurde für die Auswertung einer von 174 Aktivitäten zugeordnet, die wiederum in 9 Hauptkategorien gegliedert sind. Das Spektrum reicht von der Kategorie "Persönlicher Bereich und physiologische Regeneration" über "Erwerbstätigkeit" sowie "Haushaltsführung und Betreuung der Familie" bis hin zur "Mediennutzung". Die ZVE ist eine Quotenstichprobe, bei der ein höchstmöglicher Grad an Repräsentativität der Ergebnisse für die Gesamtheit der privaten Haushalte in Deutschland sichergestellt wird. Die ZVE 2022 war die vierte Erhebung dieser Art – nach 1991/1992, 2001/2002 und 2012/2013. Veränderungen in unserem Alltag, die immer auch ein Stück weit Ausdruck gesellschaftlicher Entwicklungen sind, können so nachvollzogen werden.

Diese Ergebnisse spiegeln eine Auswahl der Themenvielfalt und Auswertungs­möglichkeiten der ZVE wider und werden in den nächsten Monaten weiter ausgebaut. Weitere Ergebnisse sind in unserem Internetangebot auf der Themenseite "Zeitverwendung" frei verfügbar. Die Seite bietet Tabellen, Grafiken, Angaben zur Methodik sowie unter "Publikationen" einen Statistischen Bericht mit detaillierten Ergebnissen. Im Laufe des Jahres werden die ZVE-Ergebnisse auch in der Datenbank GENESIS-Online verfügbar sein. Außerdem wird im zweiten Quartal 2024 der Zugang zu den anonymisierten Mikrodaten über das Forschungsdatenzentrum der Statistischen Ämter des Bundes und der Länder ermöglicht, sodass die ZVE-Daten zum Beispiel in wissenschaftlichen Projekten vertiefend analysiert werden können.

Durchschnittlicher Tagesablauf

Schwerpunkte im Tagesablauf: Zwischen *9:00 Uhr (alt: 9:30 Uhr)* und *15:00 Uhr (alt: 11:50 Uhr)* verbringt jede zweite Person ihre Zeit mit Aktivitäten im Bereich bezahlte und unbezahlte Arbeit und Bildung

In der Zeit zwischen 22:30 Uhr und 8:00 Uhr sind für Menschen ab 10 Jahren Schlafen und Körperpflege die häufigste "Tätigkeit", mit einem Höhepunkt von 98 % zwischen 3:00 Uhr und 4:00 Uhr (alt: um 4:00 Uhr) in den frühen Morgenstunden. Während dieser Anteil im Verlauf des Morgens immer weiter abnimmt, wächst der Anteil für Arbeit oder Bildung: Ab 8:10 Uhr sind dann mehr Personen mit Arbeit oder Bildung beschäftigt als mit Schlafen und Körperpflege. Zwischen 10:10 Uhr (alt: 10:30 Uhr) und 11:50 Uhr ist dieser Anteil mit rund 60 % am höchsten. Um 17:00 Uhr (alt: 16:40 Uhr) dominieren erstmals am Tag die Freizeitaktivitäten und erreichen den Höchststand um 20:50 Uhr mit 74 % (alt: 75 %). Um 22:30 Uhr ist dann gut die Hälfte aller Personen wieder mit Körperpflege beschäftigt oder schläft schon. Rund 40 % sind noch wach und verbringen ihre Zeit mit Freizeitaktivitäten.

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Knapp eine Hälfte des Tages entfällt auf persönliche Grundbedürfnisse wie Schlafen, Essen und Körperpflege, gut eine Hälfte auf bezahlte und unbezahlte Arbeit, Bildung und Freizeit

Zur unbezahlten Arbeit gehört die sogenannte Sorgearbeit, auch Care-Arbeit genannt, in Haushalt und Familie, ehrenamtliches oder freiwilliges Engagement sowie die Unterstützung von Personen, die nicht im eigenen Haushalt leben (siehe auch "Bezahlte und unbezahlte Arbeit"). Unter "Erwerbs­tätigkeit" fällt nicht nur die bezahlte Arbeitszeit, sondern beispielsweise auch die Pausen und Wegezeiten. Auch die Suche nach einer Arbeitsstelle wird der Kategorie "Erwerbstätigkeit" zugeordnet. Zur "Bildung" zählen wiederum nicht nur Unterrichtszeiten in der Schule, Lehr­veranstaltungen an einer Hochschule oder Weiterbildungsmaßnahmen im Beruf oder in der Freizeit, sondern beispielsweise auch Pausen, Lernzeiten oder die Teilnahme an schulischen Betreuungsangeboten.

Wenn wir die durchschnittliche Verteilung der 24 Stunden des Tages auf die wesentlichen Aktivitätskategorien betrachten, so entfällt mit mehr als 11 Stunden fast die Hälfte des Tages auf die persönlichen Grundbedürfnisse, also auf Schlafen, Essen und Körperpflege. Erwerbstätigkeit, Bildung und unbezahlte Arbeit kommen auf mehr als 6 Stunden und damit gut ein Viertel des Tages.

Ebenfalls mehr als 6 Stunden oder ein Viertel des Tages wird für Freizeitaktivitäten verwendet. Der größte Teil dieser Zeit entfällt mit fast 3 Stunden auf die Mediennutzung, zum Beispiel Fernsehen, Streaming-Dienste und Lesen, gefolgt von der Zeit für soziales Leben und Unterhaltung mit knapp 2 Stunden. In diesen Bereich fallen Aktivitäten wie Treffen im Freundes- und Familienkreis, Besuche von Kultur- oder Sportveranstaltungen, aber auch Ausruhen sowie die Nutzung sozialer Medien. Für Sport, Hobbys und Spiele wird mit durchschnittlich gut 1 Stunde pro Tag die wenigste freie Zeit aufgewendet.

Bei diesen Zeitangaben ist zu berücksichtigen, dass es sich um Durchschnittswerte beispielsweise über Jung und Alt, Männer und Frauen, Erwerbstätige und Nichterwerbstätige handelt. Hier fließt also die Zeitverwendung so unterschiedlicher Gruppen wie Schulkinder, Vollzeiterwerbstätige oder Rentnerinnen und Rentner ein. Zudem wurde der Durchschnitt über Werktage und Wochenenden hinweg gebildet. Daraus resultiert zum Beispiel ein über alle Personen ab 10 Jahren gerechneter Durchschnittswert für Erwerbstätigkeit von rund 2,5 Stunden am Tag. Wenn man jedoch nur diejenigen betrachtet, die in der Erhebung überhaupt Zeitangaben für Erwerbstätigkeit gemacht haben, dann liegt die durchschnittliche Erwerbstätig­keit dieser Personen bei gut 7,5 Stunden pro Tag. Die Betrachtung von Durchschnittsangaben über alle Befragten mag alltagsfern anmuten. Sie macht aber generelle Verschiebungen in der Zeitverwendung der Bevölkerung im Zeitvergleich sichtbar.

Im Vergleich zur Erhebung 2012/2013 sind sowohl der durchschnittliche Tagesablauf als auch die Grundstruktur der Zeitverwendung nahezu identisch geblieben. Innerhalb der Kategorien gibt es jedoch Veränderungen: So wurden 2022 im Schnitt über alle Personen ab 10 Jahre hinweg pro Tag 13 Minuten (alt: 18 Minuten) weniger für Erwerbstätigkeit und Bildung aufgewendet als zehn Jahre zuvor. Gut die Hälfte (alt: Knapp die Hälfte) dieses Rückgangs liegt in geringeren Wegezeiten begründet. Hier liegt ein Zusammenhang mit dem verstärkten Arbeiten aus dem Homeoffice auch nach der Corona-Pandemie nahe. Demgegenüber wendeten die Menschen 2022 im Schnitt 5 Minuten (alt: 7 Minuten) mehr für die persönlichen Grundbedürfnisse auf als 2012/2013. 4 Minuten (alt: 7 Minuten) mehr verbrachten sie mit Freizeitaktivitäten. Im Schnitt 7 Minuten (alt: 6 Minuten) mehr als zehn Jahre zuvor wurden für unbezahlte Arbeit aufgewendet, hier besonders für die Kinderbetreuung.

Je enger man die Betrachtung auf einzelne Personengruppen und Aktivitätsbereiche eingrenzt, desto sichtbarer werden Veränderungen in der Zeitverwendung. In der Zeitverwendung für bezahlte und unbezahlte Arbeit, mit denen die meisten Menschen in Deutschland von morgens bis zum Abend den Großteil ihrer Zeit verbringen, zeigen sich im Zehnjahresvergleich durchaus nennenswerte Veränderungen.

 

Zusammenfassung

Die Grundstruktur der Zeitverwendung ist 2022 gegenüber 2012/2013 nahezu unverändert geblieben: Knapp eine Hälfte des Tages entfällt auf persönliche Grundbedürfnisse wie Schlafen, Essen und Körperpflege, gut eine Hälfte auf bezahlte und unbezahlte Arbeit, Bildung und Freizeit. Innerhalb der einzelnen Bereiche zeigen sich allerdings Veränderungen: So waren die Menschen 2022 etwas weniger mit Erwerbstätigkeit und Bildung beschäftigt und etwas mehr mit den persönlichen Grundbedürfnissen, Freizeitaktivitäten und unbezahlter Arbeit.

 

Bezahlte und unbezahlte Arbeit

Frauen ab 18 Jahren arbeiten pro Woche *knapp (alt: rund)* 1,5 Stunden mehr als Männer

Pro Woche arbeiteten Erwachsene im Jahr 2022 durchschnittlich rund 45 Stunden (alt: 44,5 Stunden). Das war fast die gleiche Stundenzahl wie (alt: rund eine halbe Stunde weniger als) zehn Jahre zuvor. Arbeit umfasst hierbei sowohl die Erwerbsarbeit als auch die unbezahlte Arbeit wie Haushaltsführung, Kinderbetreuung, die Sorge für pflegebedürftige Angehörige, ehrenamtliches Engagement oder die Unterstützung von Personen, die nicht im eigenen Haushalt leben. Von den 45 Stunden (alt: 44,5 Stunden) Arbeit entfallen über alle Befragten ab 18 Jahren betrachtet knapp 20 Stunden (alt: gut 19 Stunden) auf die Erwerbsarbeit einschließlich Arbeitssuche und Wegen zur Arbeit. Den größeren Anteil macht jedoch mit knapp 25,5 Stunden die unbezahlte Arbeit aus.

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Hier handelt es sich um Durchschnittswerte für Erwachsene jedes Alters, jedes Erwerbs-, Bildungs- und Familienstatus. Betrachtet man den Umfang und die Verteilung von bezahlter und unbezahlter Arbeit getrennt für Frauen und Männer, so zeigen sich Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern.

Frauen ab 18 Jahren arbeiteten 2022 im Schnitt fast 46 Stunden (alt: 45,5 Stunden) pro Woche. Bei Männern waren es 44,5 Stunden (alt: knapp 44 Stunden). Auch zehn Jahre zuvor haben Frauen mehr gearbeitet als Männer. Der Umfang der geleisteten Arbeit insgesamt ist über die Zeit bei den Männern nahezu gleichgeblieben und bei den Frauen etwas gestiegen (alt: bei beiden Geschlechtern gesunken). Damit (alt: Allerdings) hat sich der Unterschied zwischen den Geschlechtern vergrößert: Im Jahr 2022 arbeiteten Frauen knapp 1,5 Stunden (alt: rund 1,5 Stunden) mehr als Männer. 2012/2013 hatte der Unterschied nur etwa 1 Stunde betragen.

Gender Care Gap im Jahr 2022 bei *44,3 % (alt: 43,8 %)*: Frauen ab 18 Jahren leisten pro Tag *1 Stunde und 19 Minuten (alt: 1 Stunde und 17 Minuten)* mehr unbezahlte Arbeit als Männer

Frauen ab 18 Jahren leisten nicht nur weiterhin mehr Arbeit pro Woche als Männer. Ihre Arbeit besteht auch weiterhin zum größeren Teil aus unbezahlter Arbeit – dazu zählt vor allem die Sorgearbeit in der Haushaltsführung, Kinderbetreuung und Pflege von Angehörigen, aber auch ehrenamtliches oder freiwilliges Engagement sowie die Unterstützung haushaltsfremder Personen. Fast zwei Drittel ihrer 46-Stunden-Woche (alt: 45,5-Stunden-Woche) besteht aus unbezahlter Arbeit. Dies entspricht knapp 30 Stunden. Bei Männern sind es mit knapp 21 Stunden weniger als die Hälfte ihrer 44,5-Stunden-Woche (alt: 44-Stunden-Woche). Somit leisten Frauen im Schnitt pro Woche rund 9 Stunden mehr unbezahlte Arbeit als Männer.

Wird die Differenz beim Zeitaufwand für unbezahlte Arbeit von Frauen und Männern ins Verhältnis zum Zeitaufwand für unbezahlte Arbeit der Männer gesetzt, ergibt sich daraus der Gender Care Gap. Diese Kennziffer zeigt den unterschiedlichen Zeitaufwand, den Frauen und Männer für unbezahlte Arbeit aufbringen. Damit ist sie ein wichtiger Indikator zum Stand der Gleichstellung von Frauen und Männern.

Für das Jahr 2022 beträgt der Gender Care Gap 44,3 % (alt: 43,8%). Frauen leisten also 44,3 % (alt: 43,8 %) mehr unbezahlte Arbeit als Männer. Dies entspricht einem Mehraufwand von 1 Stunde und 19 Minuten pro Tag (alt: 1 Stunde und 17 Minuten pro Tag). 2012/2013 hatte der Gender Care Gap bei 52,4 % gelegen. Frauen verrichteten damals pro Tag 1 Stunde und 27 Minuten mehr unbezahlte Arbeit als Männer.

So ist die Lücke zwischen Frauen und Männern bei der unbezahlten Arbeit im Zeitvergleich zwar kleiner geworden, sie ist aber nach wie vor beträchtlich. Dabei erhöhte sich die Zeit, die Frauen wöchentlich mit unbezahlter Arbeit verbringen, gegenüber 2012/2013 sogar um gut 20 Minuten (alt: knapp 20 Minuten). Allerdings stieg der Zeitaufwand bei den Männern noch stärker, nämlich um gut 1 Stunde und 20 Minuten pro Woche.

Hausarbeit, Einkaufen, Betreuung und Pflege übernehmen immer noch vor allem Frauen

Fast die Hälfte der unbezahlten Arbeit setzt sich bei Frauen aus Tätigkeiten der klassischen Hausarbeit wie Kochen, Putzen und Wäsche waschen zusammen. Mehr als 13 Stunden pro Woche oder fast 2 Stunden pro Tag wenden Frauen im Schnitt für diese Tätigkeiten auf. Männer verbringen nur halb so viel Zeit damit. Auch mit der Betreuung, Pflege und Unterstützung von Kindern und erwachsenen Haushaltsmitgliedern verbringen Frauen fast doppelt so viel Zeit wie Männer. Pro Woche wenden sie hierfür mehr als 3,5 Stunden auf, Männer nur knapp 2 Stunden. Mit Einkaufen und Haushaltsorganisation verbringen Frauen fast 5 Stunden pro Woche, Männer hingegen 4 Stunden (alt: knapp 4 Stunden). Für die weiteren unbezahlten Tätigkeiten wie Gartenarbeit, handwerkliche Tätigkeiten, ehrenamtliches und freiwilliges Engagement sowie die Unterstützung anderer Haushalte wenden Frauen und Männer insgesamt etwa gleich viel Zeit auf.

Eltern leisten pro Woche rund 11 Stunden mehr Arbeit als Personen ohne Kinder

Der Umfang an geleisteter Arbeit von Erwachsenen im Erwerbsalter von 18 bis 64 Jahren unterscheidet sich je nachdem, ob sie in einem Haushalt mit oder ohne Kinder leben. Betrachtet man Haushalte mit Kindern – also sowohl Haushalte von Alleinerziehenden als auch von Paaren mit Kindern – zeigt sich, dass die Elternteile im Schnitt gut 57,5 Stunden pro Woche (alt: im Schnitt 57 Stunden pro Woche) arbeiten. Damit leisten Väter und Mütter etwa 11 Stunden mehr Arbeit als 18- bis 64-jährige Erwachsene, die in einem Haushalt ohne Kinder leben. Die Mehrarbeitszeit ist in erster Linie durch einen größeren Umfang an unbezahlter Arbeit bedingt – schließlich fallen zusätzliche Aufgaben wie Kinderbetreuung an und die Haushaltsführung erfordert in einem größeren Haushalt ebenfalls mehr Zeit.

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Besonders groß ist der Unterschied zwischen Vätern, deren Kinder im Haushalt leben, und Männern ohne Kinder im Haushalt. Väter arbeiten im Schnitt 12 Stunden mehr pro Woche als Männer ohne Kinder. Dabei leisten sie 4,5 Stunden mehr Erwerbsarbeit und 7,5 Stunden mehr unbezahlte Arbeit. Der Unterschied zwischen Müttern mit Kindern im Haushalt und Frauen ohne Kinder beträgt 10 Stunden pro Woche (alt: 10,5 Stunden pro Woche). Dabei leisten Mütter 15 Stunden mehr unbezahlte Arbeit pro Woche und 5 Stunden (alt: 4,5 Stunden) weniger Erwerbsarbeit als Frauen ohne Kinder.

Kinderbetreuung und Hausarbeit in den ersten Lebensjahren von Kindern nach wie vor verstärkt von Frauen übernommen

Der Unterschied bei der Erwerbsarbeit von Frauen mit und ohne Kinder hängt stark vom Alter des jüngsten Kindes ab. Mütter von Kindern im Alter von 6 bis unter 18 Jahren gehen im Schnitt nur 1 Stunde weniger bezahlter Arbeit nach als Frauen ohne Kinder. Zehn Jahre zuvor betrug der Abstand noch 4,5 Stunden. Mütter von Kindern unter 6 Jahren leisten hingegen 10 Stunden (alt: 9,5 Stunden) weniger Erwerbsarbeit pro Woche als Frauen ohne Kinder im Haushalt, hier ist der Abstand gegenüber 2012/2013 um eine halbe Stunde (alt: 1 Stunde) geringer geworden.

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Die Ergebnisse zeigen: Während Väter mehr Erwerbsarbeit leisten als Männer ohne Kinder, leisten insbesondere die Mütter kleiner Kinder weniger Erwerbsarbeit als Frauen ohne Kinder im Haushalt. Stattdessen werden Kinderbetreuung und Haushaltsführung vor allem in den ersten Lebensjahren der Kinder vorrangig von den Müttern übernommen, während Väter tendenziell die traditionelle Rolle des Hauptverdieners einnehmen. Diese Aufteilung hat sich im Zehnjahresvergleich kaum verändert.

Väter und Mütter leisten fast gleich viel Arbeit – jede vierte erwerbstätige Mutter wünscht sich mehr Zeit für den Job, jeder vierte erwerbs­tätige Vater will mehr Zeit für andere Dinge

Betrachtet man nur die Haushalte mit Kindern sowie die bezahlte und unbezahlte Arbeit in der Summe, zeigt sich eine Art Gleichstellung des Arbeitspensums zwischen Müttern und Vätern im Alter von 18 bis 64 Jahren: Sowohl Mütter als auch Väter leisteten im Jahr 2022 im Schnitt gut 57,5 Stunden (alt: im Schnitt 57 Stunden) Arbeit pro Woche. Zehn Jahre zuvor leisteten Väter gut zwei Stunden mehr Arbeit als Mütter.

Die Aufteilung der Arbeit auf Erwerbsarbeit und unbezahlte Arbeit ist zwischen Müttern und Vätern aber auch nach den Daten des Jahres 2022 unterschiedlich. Während bei Vätern die Arbeit zu mehr als der Hälfte (57 % (alt: 56 %)) aus Erwerbsarbeit besteht, sind es bei Müttern zu mehr als zwei Dritteln (68 % (alt: 69 %)) unbezahlte Tätigkeiten. Es ist daher nicht verwunderlich, dass jede vierte erwerbstätige Mutter (24 %) ihre für Erwerbsarbeit zur Verfügung stehende Zeit als zu knapp bemessen einschätzt. Zugleich findet jeder vierte erwerbstätige Vater (26 %), dass er zu viel Zeit mit Erwerbsarbeit verbringt. Anders gesagt: Eine von vier erwerbstätigen Müttern würde gerne mehr Zeit für Beruf und Karriere haben, einer von vier erwerbstätigen Vätern würde demgegenüber gerne weniger Zeit damit verbringen und sich stattdessen lieber anderen Dingen widmen.

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Umfang der Erwerbsarbeit von Müttern hängt mit dem Alter des jüngsten Kindes zusammen

Beim Arbeitspensum der Mütter und Väter fällt auf, dass Väter unabhängig vom Alter des jüngsten Kindes rund 33 Stunden pro Woche (alt: 32 Stunden pro Woche) für Erwerbsarbeit aufwenden. Bei Müttern hängt der Umfang der Erwerbsarbeit mit dem Alter des jüngsten Kindes zusammen. Mütter von Kindern unter 6 Jahren gehen nur knapp 13,5 Stunden pro Woche (alt: nur 13 Stunden pro Woche) bezahlter Arbeit nach. Bei älteren Kindern (6 bis 17 Jahre) liegt die durchschnittliche Erwerbsarbeitszeit der Mütter mit 22 Stunden pro Woche (alt: 21,5 Stunden pro Woche) bereits deutlich höher.

Das Alter des jüngsten Kindes wirkt sich auch auf den Umfang der unbezahlten Arbeit aus. Das betrifft sowohl Mütter als auch Väter. Während Eltern von jüngeren Kindern unter 6 Jahren im Schnitt 40 Stunden pro Woche unbezahlte Tätigkeiten verrichten, liegt das Pensum bei Eltern von Kindern ab 6 Jahren mit 27 Stunden deutlich niedriger.

Mütter wenden pro Tag 1 Stunde mehr für die Kinderbetreuung auf als Väter

Im Durchschnitt verbringen Väter und Mütter fast 3 Stunden pro Tag mit der Betreuung von Kindern unter 18 Jahren. Davon entfällt rund 1 Stunde auf Tätigkeiten, die nebenbei laufen, zum Beispiel die Beaufsichtigung beim Spielen, während das Elternteil der Hausarbeit nachgeht. Betrachtet man die Kinderbetreuung nur als Hauptaktivität, verbringen Eltern im Schnitt rund 2 Stunden täglich damit. Dabei wenden Mütter mit 2,5 Stunden rund 1 Stunde mehr für die Kinderbetreuung auf als Väter.

Deutlich größer sind die Unterschiede in Abhängigkeit vom Alter des jüngsten Kindes. Mütter von Kindern unter 6 Jahren verbringen im Schnitt fast 4 Stunden pro Tag mit Kinderbetreuung. Bei Kindern im Alter von 6 bis 17 Jahren sinkt der Zeitaufwand auf rund 1 Stunde pro Tag. Väter von Kindern unter 6 Jahren wenden hingegen im Schnitt gut 2 Stunden pro Tag für die Kinderbetreuung auf – also etwa halb so viel Zeit wie Mütter von gleichaltrigen Kindern. Erreicht das jüngste Kind das Schulalter, sinkt der Zeitaufwand für die Kinderbetreuung bei Vätern auf rund eine halbe Stunde pro Tag – also auch hier nur halb so viel Zeit wie bei den Müttern gleichaltriger Kinder.

Bei Eltern insgesamt entfällt rund ein Viertel der Kinderbetreuungstätigkeiten auf die Körperpflege, das Füttern und Anziehen. Jeweils rund ein weiteres Viertel besteht zum einen aus der Beaufsichtigung der Kinder und zum anderen aus Spielen und Sport mit den Kindern. Das verbleibende Viertel der Kinderbetreuung umfasst das Wahrnehmen von Terminen wie zum Beispiel das Begleiten zum Sporttraining, die Teilnahme an Elternabenden, aber auch Gespräche und Vorlesen sowie Hausaufgabenbetreuung. Bei Müttern macht dabei die Körperpflege, das Füttern und Anziehen der Kinder einen größeren Anteil der Kinderbetreuungszeit aus als bei Vätern. Väter verbringen dagegen anteilig mehr Zeit mit Spielen und Sport mit den Kindern.

Jeweils rund 4 von 10 Müttern (44 %) und Vätern (39 %) schätzen die Zeit für die eigenen Kinder im Haushalt als ausreichend ein. Fast 6 von 10 Vätern (58 %) und mehr als die Hälfte der Mütter (52 %) bewerten diese als zu wenig.

Zusammenfassung

  • Nach wie vor arbeiten Frauen ab 18 Jahren in Deutschland mehr als Männer, wenn bezahlte und unbezahlte Arbeit zusammen betrachtet wird. Der Abstand ist im Zeitvergleich sogar gewachsen: 2022 leisteten Frauen pro Woche knapp 1,5 Stunden (alt: rund 1,5 Stunden) mehr Arbeit als Männer. 2012/2013 hatte der Unterschied nur etwa 1 Stunde betragen.
  • Frauen leisten nicht nur weiterhin mehr Arbeit als Männer, sie leisten auch immer noch deutlich mehr unbezahlte Arbeit. Im Jahr 2022 betrug der Gender Care Gap 44,3 % (alt: 43,8 %). Damit leisten Frauen am Tag durchschnittlich 1 Stunde und 19 Minuten (alt: 1 Stunde und 17 Minuten) mehr unbezahlte Arbeit als Männer. 2012/2013 hatte der Gender Care Gap bei 52,4 % gelegen. Das heißt: Die Lücke zwischen Frauen und Männern bei der unbezahlten Arbeit wurde im Zeitvergleich zwar kleiner, sie ist aber nach wie vor beträchtlich.
  • Eltern im Erwerbsalter von 18 bis 64 Jahren mit Kindern im eigenen Haushalt verbringen pro Woche etwa 11 Stunden mehr mit bezahlter und unbezahlter Arbeit als Personen dieser Altersgruppe ohne Kinder im eigenen Haushalt.
  • Der Zeitaufwand für Arbeit insgesamt ist zwischen Vätern und Müttern nahezu gleich. Allerdings besteht bei Vätern die Arbeit zu mehr als der Hälfte aus Erwerbsarbeit und bei Müttern zu mehr als zwei Dritteln aus unbezahlter Arbeit.
  • Kinderbetreuung und Haushaltsführung wird nach wie vor verstärkt von Frauen übernommen. Während Väter mehr Erwerbsarbeit leisten als Männer ohne Kinder und ihre mit Erwerbsarbeit verbrachte Zeit unabhängig vom Alter der Kinder hoch ist, leisten die Mütter von Kindern unter 6 Jahren nicht einmal halb so viel Erwerbsarbeit wie die Väter. Diese Rollenaufteilung, bei der Mütter sich vorrangig um den Haushalt und die Kinder kümmern und Väter die Haupterwerbstätigen sind, hat sich im Zeitvergleich kaum verändert.
  • Der Umfang der Erwerbstätigkeit bei Frauen mit Kindern von 6 bis 17 Jahren liegt nur 1 Stunde niedriger als bei Frauen ohne Kinder im eigenen Haushalt. 2012/2013 hatte dieser Abstand noch bei 4,5 Stunden gelegen, hier fand also eine Angleichung statt.
  • Befragt nach ihrem Zeitempfinden gibt jede vierte erwerbstätige Mutter an, dass sie gerne mehr Zeit für Erwerbstätigkeit hätte. Demgegenüber würde jeder vierte Vater gerne weniger Zeit mit Erwerbstätigkeit verbringen und sich stattdessen lieber anderen Dingen widmen.

Einsamkeit

Empfinden von "Einsamkeit" erstmals in einer Zeitverwendungserhebung erfragt

Das Thema "Einsamkeit" wurde lange Zeit insbesondere als ein Problem im hohen Alter betrachtet. Doch vor allem während der Corona-Pandemie wurde vielen von uns bewusst, dass Einsamkeit die Menschen jeden Alters treffen kann. Das Thema "Einsamkeit" ist deshalb in den vergangenen Jahren verstärkt in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt. Einsamkeit umfasst das Einschätzen der eigenen Lebenslage als isoliert, zu wenig von sozialen Kontakten, Gesprächen und gemeinsamer Zeit mit anderen Menschen geprägt. Auch in der Zeitverwendungserhebung wurden die Teilnehmenden daher erstmals um ihre subjektive Einschätzung zu der Aussage "Ich fühle mich oft einsam" gebeten.

Jede sechste Person fühlt sich oft einsam. Besonders betroffen sind junge Erwachsene

Jede sechste Person ab 10 Jahren (16 %) gibt an, sich oft einsam zu fühlen. Das entspricht knapp 12,2 Millionen Menschen in Deutschland. Im Altersgruppenvergleich sind junge Erwachsene im Alter von 18 bis 29 Jahren am stärksten von Einsamkeit betroffen. Jede vierte Person (24 %) dieses Alters fühlt sich oft einsam. Hierbei ist zu beachten, dass die Zeitverwendungserhebung im gesamten Jahr 2022 stattfand und zu Jahresbeginn noch gewisse Corona-Beschränkungen bestanden. Zudem wirkten unter Umständen gerade bei jüngeren Menschen die Jahre 2020 und 2021 noch deutlich nach, die mit Kontaktbeschränkungen, harten Lockdowns, Homeschooling, geschlossenen Restaurants, Clubs und so weiter einhergingen. Soziale Kontakte, gemeinsames Erleben und Feiern, neue Leute kennenlernen, sprich: vieles, was gerade jüngeren Menschen wichtig ist, war auch 2022 noch nicht vollständig in der sonst üblichen Form möglich.

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Am wenigsten ausgeprägt ist das Gefühl der Einsamkeit nach den Ergebnissen der Zeitverwendungserhebung bei Personen ab 65 Jahren. In dieser Gruppe fühlt sich nur jede zehnte Person (10 %) oft einsam. Bei diesem Ergebnis für Personen ab 65 Jahren ist zu beachten, dass Hochbetagte in der Stichprobe unterrepräsentiert sind. Und Personen in Alten- und Pflegeheimen wurden in diese Befragung gar nicht einbezogen.

Frauen sind tendenziell einsamer als Männer

Die Einsamkeitsbetroffenheit ist bei Frauen und Männern unterschiedlich. 18 % der Frauen geben an, sich oft einsam zu fühlen, während es bei den Männern rund 15 % sind. Sowohl bei Frauen als auch Männern zeigt sich ein ähnliches Bild nach den Altersgruppen. Unter den Frauen sind die in der Altersgruppe von 18 bis 29 Jahren am stärksten von Einsamkeit betroffen. Hier stimmt jede Vierte (26 %) zu, sich oft einsam zu fühlen. Bei den Frauen ab 65 Jahren gibt das hingegen nur jede neunte Frau (12 %) an. Am wenigsten einsam fühlen sich Männer ab 65 Jahren mit rund 8 %. Möglicherweise neigen Männer auch eher dazu, ihre empfundene Einsamkeit zu bagatellisieren. Auch hier sei nochmals auf die Unterrepräsentanz der Hochbetagten hingewiesen.

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Alleinerziehende Mütter und Väter sind am stärksten von Einsamkeit betroffen

Der Haushaltskontext, in dem Personen leben, beeinflusst ebenfalls das Gefühl der Einsamkeit. Mit 40 % fühlen sich die Mütter und Väter in Alleinerziehenden-Haushalten am häufigsten einsam. Von den 10- bis 17-Jährigen in diesem Haushaltstyp sagen 19 %, dass sie oft einsam sind. Bei den Alleinlebenden ist es jede vierte Person (26 %). In Paarhaushalten mit Kind fühlen sich 14 % der Elternteile oft einsam. Bei den 10- bis 17-Jährigen sind es 15 %. Und mit 9 % am seltensten einsam fühlen sich Personen in Paarhaushalten ohne Kind.

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Zusammenfassung

  • Erstmals bei einer Zeitverwendungserhebung wurden die Personen ab 10 Jahren zum Thema "Einsamkeit" befragt. Demnach fühlt sich jede sechste Person häufig einsam. Im Altersgruppenvergleich sind junge Erwachsene im Alter von 18 bis 29 Jahren am stärksten von Einsamkeit betroffen und Personen ab 65 Jahren am wenigsten.
  • Das Gefühl der Einsamkeit hängt neben dem Alter auch von der Haushalts­situation der Befragten ab. Demnach fühlen sich 40 % der Alleinerziehenden und gut ein Viertel der Alleinlebenden einsam, aber nur ein Zehntel der Personen in Paarhaushalten ohne Kinder.

Redaktionelle Hinweise


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Bühnenbild: © iStock.com / Shutthiphong Chandaeng / 1396069997

Kapitel "Durchschnittlcher Tagesablauf": © Pichsakul / stock.adobe.com / 687087842

Kapitel "Bezahlte und unbezahlte Arbeit": © cherryandbees / stock.adobe.com / 671409991

Kapitel "Einsamkeit": © Photographee.eu / stock.adobe.com / 101182533

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